
Einer langen Arbeit Reise in den Tag und eine auffällige Synchronizität
bei Peter Gabriels „Us“
Der Tag soll der 20. März sein. Die Dauer der Reise betrug 10 Jahre. Ich spreche von der Arbeitsdauer und dem Erscheinungstermin meines neuen Buches. Es heißt „Die unerzählbare Geschichte“ und der Verlag schrieb dazu: „Die unerzählbare Geschichte“ ist ein Buch der Suche nach einer verlorenen, verschwundenen und sich verbergenden Wirklichkeit. Ausgelöst durch die Behauptung der sterbenden Mutter, sie befinde sich in einem Konzentrationslager, geht der Autor auf fünf verschiedenen Textebenen, in biografischen und fiktionalen Schilderungen den Hinterlassenschaften und Lebensspuren seiner Familie nach. Er sieht sich dabei auch erstmals gezwungen, seine eigenen Kindheitserinnerungen ernst zu nehmen und in ihrem bis dahin verleugneten Zusammenhang zu begreifen, wodurch seine eigene Identität in Frage gestellt wird. So lässt Peter H. E. Gogolin das komplexe Porträt einer Familie entstehen, die von der Kriegs- und frühen Nachkriegszeit gezeichnet ist und ihre Traumata zwangsläufig an die Kindergeneration weitergeben musste. Ein außergewöhnlich ehrliches Buch.
Nun gehe ich selbstverständlich davon aus, dass alle meine Bücher ehrlich sind. Aber vielleicht ist die Ehrlichkeit in diesem Fall doch besonders hervorzuheben, denn es geht immerhin um eine eigene und keine fiktive Geschichte. Ich habe deshalb auch bewusst den Genre-Hinweis „… kein Roman“ hinzugesetzt.
Eine lange Reise, ein langer Weg des Schreibens, geht also zu Ende. Ich habe heute noch die Antworten auf ein Interview für die Pressemappe beim Verlag abgeliefert. Eine Liste mit Namen für die Empfänger von Besprechungs-Exemplaren ebenfalls, und der Verlag hat mir prompt mitgeteilt, dass die Exemplare für die Presse bereits verschickt sind. Auf der Webseite des Verlages ist das Buch als „Neuerscheinung“ angekündigt, und eine umfangreiche Leseprobe steht dort schon zum Download bereit. Ach ja, was nicht vergessen werden darf, das ist der Umstand, dass meine geschätzte Autorenkollegin Bettina von Minnigerode sich bereiterklärt hat, in Leipzig, während der Messe, an meiner Stelle aus dem Buch öffentlich zu lesen. Am 11. März schon vorher bei ihrem Vortrag in der „Christlich-Jüdischen Gesellschaft“. Ich bin darüber sehr froh, denn ich selbst fühle mich ja gesundheitlich zu öffentlichen Auftritten nicht mehr in der Lage. Und Bettina ist bekannt dafür, sehr gut zu lesen.
Zwei andere Ereignisse fielen für mich in dieser Woche in die Kategorie der ganz ungewöhnlichen Koinzidenzen. Zum einen teilte mir der Hamburger Fotograf Hermann O. Ehlers mit, dass er nach Eiderstedt reisen werde, um dort u.a. mein altes Schreibdomizil auf der Warft „Schrapenbüll“ zu fotografieren.



(c) für alle Fotos auf dieser Seite: Hermann O. Ehlers, Hamburg, Reproduktion untersagt.
Einige von Hermanns wunderbaren Schwarzweiß-Aufnahmen setze ich hier her. Und als wenn das nach nun immerhin 46 Jahren nicht erstaunlich genug gewesen wäre – ich schrieb dort meinen Roman-Erstling „Seelenlähmung“ immerhin im Frühjahr und Sommer 1979 – meldete sich am Dienstag ein neuer Facebook-Kontakt über den Messenger bei mir und schrieb: „1981 habe ich in HH eine Seminararbeit über die „Seelenlähmung“ geschrieben und Sie in Eppendorf dazu befragt: Es war ein spannendes Gespräch. Danke für die Freundschaftsantwort. Schöne Grüße, LH“
Das ist schon eine beachtliche Synchronizität aber erst jetzt, während ich dies schreibe, fällt mir ein, dass es bereits vorher begann. Dies deshalb, weil sich zuvor Heidi L. gemeldet hatte, eine ehemalige Freundin aus den Kinderladen-Tagen meines Sohnes Bert, der im vergangenen Jahr 50 Jahre alt wurde. Mit Heidi L. und einigen anderen Eltern hatten wir den Kinderladen gegründet. Und den Hof Schrapenbüll hatte ich für mein Schreiben nur deshalb mieten können, weil Heidi und ihr Mann mir den Kontakt mit dem Besitzer vermittelten.
Also dreimal Schrapenbüll, dreimal mein Roman-Erstling, in höchst enger zeitlicher Beziehung. Und das alles nach beinahe einem halben Jahrhundert, währenddessen ich nichts mehr damit zu tun hatte. Zufall? Da lachen ja die Götter. Und wenn ich jetzt noch erzähle, dass ich mich etwa zwei Wochen vor dieser Häufung von Eiderstedt-Ereignissen plötzlich mit dem Gedanken trug, über dieses Jahr auf Schrapenbüll zu schreiben, dann könnte dieser Gedanke, mit dem ich mich etwa zwei Tage hindurch beschäftigte und sogar die Erzählweise festgelegt hatte, der vermutliche Auslöser der geschilderten Serie gewesen sein. Es gab damals ja eine Geschichte um die Neo-Nazi Vergangenheit des Hof-Besitzers. Und Heidi L., die sich nach all dieser Zeit auf FB bei mir meldete, wird die Einzige sein, die sich an die Ereignisse erinnert. Wir mussten auf Anordnung der Polizei damals aus Sicherheitsgründen unsere Eppendorfer Wohnung verlassen und lebten mehrere Tage in Eimsbüttel bei Heidi und ihrem Mann, mit einem Polizeiwagen vor der Tür.
Gut, das soll es für heute mal sein. (Ich habe sogar schon einen Titel für dieses Schrapebüll-Buch).
Bleiben Sie glücklich
wünscht Ihr PHG
