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Tischaufräumen vor der morgigen PEN-Tagung

Wiesbaden, 20. April 2016: bei 'Vier ernste Gesänge' von Johannes Brahms mit 
Thomas Quasthoff (Bariton) u. Justus Zeyen (Piano)

Im Traum der vergangenen Nacht erwachte meine alte Dritt-Identität als Mathematiker wieder zum Leben, indem ich das Rätsel der Primzahlen löste. Es ist sicher ein Jahrzehnt her, dass ich mich damit zuletzt intensiv befasst habe. Nun träumte ich, dass ich einen „Primzahl-Schlüssel“ entwickelt habe. Ich musste diesen Schlüssel lediglich in einer Zahlentabelle der natürlichen Zahlen zwischen zwei benachbarte Primzahlen legen, der Schlüssel zeigte dann automatisch auf die nächst größere Primzahl.

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In meinem Traum sah der „Schlüssel“ auch tatsächlich aus wie ein richtiger Schlüssel, war also nicht nur so eine Vermutung wie die Gaußsche, verhielt sich aber wie ein Zeiger an einem Gerät. Ich dachte noch im Traum, dass damit erstens die Frage beantwortet sei, ob die Menge der Primzahlen unendlich ist – eine Möglichkeit, dass der Schlüssel gewissermaßen ‚auf nichts‘ zeigt, kam ja nicht vor. Und außerdem war im Traum sofort klar, dass dieser Schlüssel nur eine Metapher für eine Formel sein könne, mit der sich Primzahlen erzeugen lassen. Aufgewacht und schon beim Aufnotieren einiger Stichwörter zu diesem Traum den Kopf geschüttelt. Letzteres vor allem deshalb, weil ich dachte, fang jetzt nicht wieder mit der Mathematik an, sonst versteigst du dich und tust tagelang nichts anderes mehr.

Gestern kam ich mit der Übernahme meine Korrekturen zum Mutterbuch sehr gut voran, konnte das Teilmanuskript beenden und neu ausdrucken. Sodass ich es, wenn ich morgen zur Jahrestagung des PEN nach Bamberg fahre, der Liebsten zur möglichen Lektüre zurücklassen kann; irgendjemand muss mir ja sagen, ob ich da Quatsch produziere oder das Ganze doch einigermaßen lesbar ist. Bisher stehen 80 Seiten, was in etwa ein Drittel des Gesamttextes sein dürfte. Aber ich werde es wohl erst dann wissen, wenn ich es wirklich abgeschlossen haben sollte, womit ich zu Winteranfang rechne, vielleicht im November.

Die PEN-Tagung in Bamberg dauert bis zum Sonntag und wird natürlich eine Unterbrechung der Arbeit sein. Ich freue mich trotzdem darauf. Zum einen, da ich noch nie in Bamberg war und ich die schöne Stadt endlich einmal etwas kennenlernen möchte. Bisher kenne ich von der Stadt lediglich die geistigen Bilder, die mir die „Bamberger Elegien“ von >>>> Alban Nikolai Herbst ins Hirn injiziert haben.

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Zum anderen trifft man auch Freunde und Kollegen, die man lange nicht gesehen hat. Und das zentrale Thema der Tagung ist angesichts der politischen Gegenwartssituation außerordentlich wichtig.

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Aber die ‚Widersprechkünstler‘ werden wohl in unserer Republik der Ängste und vorsorglichen Rücksichtnahmen trotzdem immer weiter in den Hintergrund treten. Man kann schon froh sein, wenn sie nicht wie in der Türkei zu Tausenden in den Gefängnissen landen.

Ach ja FESI noch: Ich habe, trotz des noch etwas kühlen Wetters, Blumen auf dem Balkon ausgesät: Rittersporn, Akelei, Fingerhut, Königskerze und Stockrosen in verschiedenen Farben. Die kleinen Freuden des Autors. Ein Freund hat regelrecht eine Besessenheit beim Brotbacken entwickelt. Warum also nicht Blumen vor dem Arbeitszimmer ziehen? Ciao!

Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker

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