Literatur

… für all die Verlorenen

Dienstag, 23. November 2021, bei Cherubinis „Medea“, mit Maria Callas als Medea, in einer Aufführung der Mailänder Scala von 1953, unter der Leitung von Leonard Bernstein

Etwas müde, die vergangenen Tage fordern ihren Tribut. Dazu die dunkle Jahreszeit. Die Liebste sagte, dass sie sich bereits auf Weihnachten freut, ich stimmte ihr zu und weiß, dass ihre Freude nichts mit Tannengrün, Kerzen und dem Christkindl zu tun hat, sondern mit der Hoffnung auf einige ruhige Tage, in denen nicht immer noch irgendwas dringend erledigt werden will.

Was ist getan worden? Nun zum einen meine letzte nicht digitale sondern leibliche, öffentliche Lesung, die mir sehr viel Spaß gemacht, doch auch Kraft gefordert hat, wovon ich nicht unendlich viel besitze.

Ich las aus drei verschiedenen Büchern. Zuerst einleitend aus dem Roman „Calvinos Hotel„, hernach aus meiner Sammlung phantastischer Erzählungen „Isoldes Liebhaber“ die Erzählung „Psychologie, die der Beruf bedingt“ und drittens, nach einer kleinen Pause, eine Reihe von Geschichten aus meiner Sammlung der imaginären Tiere „Der unsichtbare Hund„. Eine breite Palette von Texten, die sehr gut beim Publikum ankamen. Die Liebste hatte am Freitag danach noch eine sehr erfolgreiche Lesung in Mainz, aber in beiden Fällen sind wir nun froh, auch und vor allem aus Gründen der Corona-Lage, dass wir das hinter uns haben.

Den ganzen Rest der vergangenen Woche habe ich dann genutzt, meine dringende Fahnenkorrektur des Rom-Buches „Kein Jahr der Liebe – Notizen aus der Villa Massimo“ fertigzumachen, damit es an den Verlag zurück konnte.

Immerhin ein Umfang von über 320 Seiten, die aber zum Glück zuvor bereits im Manuskript so gut lektoriert waren, dass jetzt nur noch einige falsche Trennungen und inkonsequente Schreibweisen beseitigt werden mussten. Ob das Buch noch in diesem Jahr erscheinen wird, sodass es im Weihnachtsgeschäft bestellbar wäre, das weiß ich nicht. Man kann es über den Verlag versuchen.

Während das Massimo-Buch im Satz war, habe ich zudem das Manuskript des Eltern-Buches „Ein paar Dinge, die ich von mir, meinen Eltern und Auschwitz weiß“ fertig gemacht, das im kommenden Frühjahr erscheinen soll. Dazu habe ich abschließend unter dem selben Titel einen kleinen Essay verfasst, der vor allem die literarisch ungewöhnliche Form des Buches beleuchtet. Erschienen ist dieser Essay nun in der Novembernummer der Kulturzeitschrift eXperimenta, die für ihr ganzes Heft meinen Titel übernommen hat.

Es ist ein sehr schönes Heft geworden, das hier in der online-Version auch noch kostenlos runtergeladen werden kann, was ich sehr empfehle.

Dazu, fast nebenbei, habe ich dann auch noch zwei Texte (Gedicht und Prosa) für den Adventskalender des Verlages abgeliefert. Das reicht vielleicht erstmal für den Jahresendspurt.

Ach ja, kleine Nachnotiz, ich habe das Rom-Buch ursprünglich niemandem widmen oder anderweitig zueignen wollen, denn jemandem zu danken war da wahrhaftig nicht. In letzter Minute habe ich bei der Durchsicht der Fahne dann umgeschwenkt. Jetzt ist das Buch ‚… für all die Verlorenen‘ adressiert. Es sind mir damals ja schlichtweg ALLE Menschen meines ersten Leben verlorengegangen, auch die Familie, wenn ich mal von meiner Mutter absehe. Also für alle, da war niemand, der sich als besser erwiesen hätte. Ansonsten gilt: Nicht gedacht soll ihrer werden.

Bleiben Sie glücklich
wünscht Ihr PHG

PS: Viele Bilder heute.

Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker