Neue Woche, neues Beginnen
Montag, 22. Februar 2021, bei „Vagabond“ von Ulf Wakenius, Lars Danielsson, Vincent Peirani und Youn Sun Nah
Am Wochenende stellte sich heraus, dass wir zwei Monate hindurch mit den unsinnigen Problemen anderer Leute beschäftigt gewesen waren, uns dafür sogar hatten verleumden lassen müssen. Was war geschehen? Eine Leserin hatte am 19. Dezember bei der ganz großartigen Buchhandlung ihrer Wahl in Mainz Juttas Erzählsammlung „Rettungen“ bestellt und nicht bekommen. Es wurde Weihnachten, es kam das neue Jahr, der Januar verging, die ersten Februarwochen vergingen, nichts kam. Vielfache Nachfragen der Kundin erbrachten nichts, außer Hinhalteparolen seitens der Buchhandlung, Beleidigungen des Verlages seitens der Buchhandlung und immer so weiter.
Die Autorin wurde mehrfach angeschrieben und gefragt, was für einen unfähigen Verlag sie denn da eigentlich habe, der Verleger telefonierte mehrfach mit dem Drucker, mit dem Grossisten, mit der Buchhandlung, der Kundin, bis sich am Ende das Folgende herausstellte. Erstens war das Buch zwar am 19.12. bestellt worden, allerdings hatte die Buchhandlung die Bestellung erst am 31.12. an LIBRI, den Grossisten, weitergeleitet. Das war schon schlimm genug, aber zweitens hatte die Buchhandlung zeitgleich ihre Mitgliedschaft im Börsenverein des Buchhandels gekündigt und deshalb die Verkehrsnummer verloren, sodass sie nicht mehr bedient wurde. Und drittens bekam die Buchhandlung erst gegen Ende Januar eine neue Verkehrsnummer zusammen mit der Aufforderung von LIBRI alle Bestellungen unter der alten Nummer seien verfallen und müssten nun neu aufgegeben werden.
Diesen ganzen Misthaufen an persönlicher Unfähigkeit gestand die Besitzerin der Buchhandlung am Ende unserem Verleger, zusammen mit der dringenden Bitte, es der Kundin, die sie zwei Monate hindurch schlicht immer wieder belogen hatte, nicht zu verraten, es sei doch so eine gute Kundin, die sie nicht verlieren wolle usw. Aber die Autorin und den Verlag diffamieren, das hatte sie gekonnt. Natürlich haben wir es der Leserin trotzdem mitgeteilt, aber die schweigt jetzt natürlich einfach, nachdem sie uns zuvor zwei Monate damit beschäftigt und die Diffamierungen der Buchhändlerin gern übernommen hatte.
Nun, nicht gedacht soll diesen Leuten werden, außerdem heißt meine Überschrift ja ‚Neue Woche, neues Beginnen‘. Also, was werde ich in dieser neuen Woche tun? Vor allem werde ich mich wieder der Zusammenstellung meines Tagebuchprojektes „Der Buchhalter des Meeres – Aufzeichnungen 2009 bis 2020“ zuwenden; es soll bis zum Wochenende in einer ersten vollständigen Fassung fertig werden. Ich schätze das Buch auf einen Umfang von mindestens 1.000 Seiten, vielleicht auch hundert mehr.
Es wird ein sehr intimes Journal werden. Um ehrlich zu sein, es wird eines werden, das ich noch vor vier, fünf Jahren zu publizieren gar nicht gewagt hätte. Aber die Zeiten haben sich geändert, die Interessen des Lesepublikums auch, und ich sehe inzwischen gar nicht mehr ein, warum ein so großer Teil meines Werkes einfach als privat versteckt werden soll.
Das gilt dementsprechend ebenso auch für „In der Nacht des zehnten Tages“, das Buch über das einsame Sterben meiner Mutter, die ich in den letzten Wochen auf ihrem letzten Weg begleitet habe. Es ist fertig und benötigt nur noch die Schlussredaktion, um es in Druck zu geben.
Und sobald „Der Buchhalter des Meeres“ fertig ist, werde ich auch die Aufzeichnungen aus meinem Romjahr 1989 „Zu Beginn ein Traum“ für die Veröffentlichung abschließend zusammenstellen.
Aber jetzt erst mal weiter mit dem Buchhalter, ein Band, der es in sich hat, das kann ich Ihnen versprechen. Ach, da war doch noch eine andere Kleinigkeit, die es ebenfalls in sich hat. In der vergangenen Woche hat nämlich L.P. für seinen Verlag mein Manuskript „PaarTherapie“ angenommen, was mich sehr gefreut hat. War der Text doch ursprünglich in einer früheren Fassung von mir mal für das Theater geschrieben worden. Meine Theaterverlegerin hatte ihn allerdings mit der unglaublich stichhaltigen Begründung abgelehnt, so eine SCHWEINEREI wolle sie nicht auf einer Theaterbühne sehen. Und sie werde alles tun, um den Text zu verhindern. Das stelle man sich mal vor! Eine Verlegerin sieht also ihre Aufgabe darin, die Texte ihrer Autoren zu VERHINDERN – wenn man sich mal angesehen hat, welche Schweinereien seither auf dem Theater aufgeführt worden sind, dann könnte man sich glatt totlachen. Leider können Autoren das nicht, wenn ihnen Texte abgelehnt werden. Es ist immer erst mal eine Katastrophe. Der neue Verleger sagte nun einfach, der Text habe ihm unter der Lektüre viel Spaß gemacht. Nun, so geht’s also auch.
Ich wünsche Ihnen lange Tage, angenehme Nächte
und dass Sie glücklich bleiben, Ihr PHG