Literatur

Am Tag, an dem die Welt besser wird

Mittwoch, 20. Januar 2021, bei Jean Sibelius, Symphonie Nr. 1 e-Moll Op. 39 unter Simon Rattle und den Berlinern
Der Rhythmus des Universums ist
das Hin- und Herbaumeln Gehenkter.
Edmond Jabès

Letzte Rundfahrt auf dem Fahrrad-Ergometer: 8,7 Kilometer in 20 Minuten, was 7,4 Kcal verbrauchte. Zuvor hatte ich die Korrektur der Druckfahnen des Bruderromans fertiggemacht und nach Telefonat mit Sven j. Olsson an den Verlag geschickt, sodass jetzt der Fertigstellung des Buches nichts mehr im Wege stehen sollte. Danach habe ich beschlossen, frühestens morgen wieder etwas zu arbeiten – oder auch nicht.

Ab 17:15 Uhr werde ich mir die Amtseinführung des neuen US-Präsidenten auf der ARD anschauen. Und ja, ich bin sicher, dass heute einer der wenigen Tage der Geschichte ist, an dem die Welt etwas besser wird. Nicht unbedingt durch den neuen Präsidenten, denn ich traue Herrn Biden im Grunde nichtmal so viel körperliche Fitness zu, dass er die nächsten 4 Jahre durchsteht. Ich würde dafür plädieren, dass Leute über 70 überhaupt nicht mehr für solche Ämter kandidieren dürfen, ich bin selbst jetzt 71 und weiß wovon ich spreche. Also das ist nicht der Grund für die Verbesserung, aber Trumps Verlassen des Weißen Hauses bringt den entscheidenden Sprung. Auf mich, ich muss es gestehen, wirkt das Verschwinden dieses Menschen wie eine psychische Entlastung, eine regelrechte Aufhellung, als hätte ich die vergangenen 4 Jahre mit einer Trump-Depression leben müssen, die nun verschwindet.

Die nächste Arbeit, ich nehme sie mir wohl erst ab kommender Woche vor, wird die weitere Überarbeitung des Mutterbuches „In der Nacht des zehnten Tages“ sein. Ich wurde im letzten Durchgang damit fertig, Stunden bevor die Druckvorlage des Bruder-Romans eintraf. So hat meine Liebste daran lektorieren können und ist seit der vergangenen Nacht mit dem Kapitel des vierten Tages fertig. Im Ergebnis unseren Gespräches darüber steht fest, dass ich es neu werde schreiben müssen; es fehlt noch zu viel darin, was die Figur der Mutter verständlicher machen könnte.

Freilich ist es so, dass das Buch sehr viel länger werden müsste, wenn ich mir in gleicher Weise auch die übrigen Teile vornehmen würde. Ich schätze mal, dass ich leicht auf hundert weitere Seiten käme, was natürlich auch eine entsprechende Schreibzeit fordern würde. Dabei hatte ich das Manuskript überhaupt nur deshalb hervorgeholt, weil der Verleger aus Dresden mich anrief und fragte, ob ich nicht ein Manuskript für ihn hätte. Ich habe dann kurz überlegt und gedacht, dass das Mutterbuch eh nicht in den Zusammenhang meiner übrigen Bücher passt, also warum es nicht einem anderen Verlag geben, wenn er schon danach fragt. Schnell noch einmal durchlesen, dachte ich, dann schickst du es ihm.

Inzwischen habe ich mich aber dagegen entschieden. Vor allem auch, weil ich dem Verleger zweidrei Tage nach diesem Telefonat eine Mail schrieb, da ich noch drei kleine Fragen hatte. Und dass Ergebnis ist, dass er mich prompt anschweigt, mittlerweile bereits seit über einer Woche. Da weiß ich also, was ich zu erwarten habe, wenn ich dort publizieren würde und kann deshalb nur sagen: „Danke. Muss ich nicht haben. Das kenne ich alles schon zur Genüge.“

Tja, so schaut es bei mir gegenwärtig aus. Jetzt Müsli mit Banane.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie glücklich bleiben
herzlich, Ihr PHG

Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker