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Freitag, 14. Juni 2019, bei K492

In letzter Zeit habe ich sehr viel Zuspruch erfahren. Menschen lassen mir gar mitteilen, dass sie regelmäßig für mich beten. Andere, von denen ich niemals angenommen hätte, dass sie eine besonders enge Verbindung zu ihrem Gehirn haben, versichern mich der großen Plastizität desselben. Das Gehirn kann viel, darauf kannst du vertrauen. Du musst nur Geduld haben.

Ich stimme dann immer schnell zu, klar, schließlich vertraue ich meinem Gehirn schon mein Leben lang; ich weiß, dass es viel kann. Außerdem korrigiere ich auch nicht hinsichtlich der Plastizität des Gehirns, denn die ist ja wahrhaftig sehr erstaunlich. Allerdings versteht man unter Neuro-Plastizität die Fähigkeit von Nervenzellen, Synapsen und Hirnarealen sich entsprechend ihrer Nutzung zu verändern. Wohlgemerkt sprechen wird dabei von VORHANDENEN Synapsen, Neuronen etc. Und das Problem nach einem Hirninfarkt ist ja gerade, dass da ganze Hirnareale mit all ihren Zellen eben nicht mehr vorhanden sind. Deren Plastizität ist also entsprechen gering. Da hilft dann am Ende das Beten doch weit effektiver.

Denken Sie nun bitte nicht, dass ich undankbar bin. Ich bin für jeden guten Wunsch und Gruß enorm empfänglich, vor allen auch bin ich erstaunt, weil vieles von Menschen kommt, von denen ich das nie erwartet hätte. Aber ich gestehe doch, dass mir die die Liebsten sind, die nicht vorgeben etwas zu wissen.

Also, die Frage ist natürlich, ob sich mein gelähmtes Bein jemals wieder regenerieren wird oder ob ich es für den Rest des Lebens wie einen alten Säulenstumpf mit mir herumschleppen muss? Frage ist, ob mein Arm, meine Hand und meine Finger ihre Beweglichkeit zurückgewinnen werden? Oder wird das alles für den Rest der Zeit, die auf Erden mir gegeben ist, wie ein bleiernes Pendel von meiner Seite baumeln, jederzeit bereit, in die Toilettenschüssel oder sonst wohin zu rutschen, wenn ich nicht aufpasse?

Die Antwort ist im besten Falle:

Und das hat schon Arthur Dent nicht viel weiter gebracht. Ach ja, und das Handtuch nicht vergessen.

Und die Frage nach dem Glück ist dabei noch gar nicht gestellt.

Ich wünsche es Ihnen trotzdem, das Glück
Ihr PHG

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Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker