Bis in die Binsen?
Montag, 6. August 2018, bei Brittens ‚Les Illuminations‘
Feuchten Kehricht fegen
auf dem langen Weg bis in die Binsen,
kein feinerer Job im Umkreis zu finden,
als Sisyphos‘ staubfreies Leben.
(aus einem Milonga von Almafuerte)
Bin jetzt über eine Woche lang quasi dem Rat meiner Zahnärztin gefolgt, die nach der Behandlung meinte, ich solle öfter Urlaub machen. „Wissen Sie“, sagte sie fürsorglich, „wir brauchen inzwischen etwas länger Zeit, um uns wieder zu erholen.“ Ich stimmte ihr zu, sagte: „Sie haben völlig Recht, das habe ich auch bereits gemerkt.“ Im Stillen musste ich schmunzeln, über das „wir“ nämlich. Himmel, dachte ich, sie ist doch wohl fünfzehn Jahre jünger als ich.
Nun, zu einem weiteren Urlaub hat es nicht gereicht, wird es wohl in diesem Jahr auch nicht mehr, aber ich habe die vergangene Woche doch zur Erholung genutzt. Nach den Reisen nach Murnau, Breslau, Auschwitz, Krakau und der anschließenden Woche Romanwerkstatt im diesjährigen Sommerkurs war das dringend nötig; von zehn am Morgen bis Nachmittags um sechzehn Uhr zu unterrichten, das verlangt Kraft.
Am gestrigen Abend dann merkte ich, dass die Energie zurückkehrte, es juckte mich in den Fingern, sodass ich beschloss, ab heute wieder an die Arbeit zu gehen. Ich wollte es der Liebsten gleich sagen, doch ließ ich es dann, weil ich nichts zerreden wollte. Außerdem hat sie selbst ja nicht lediglich eine wie ich sondern vielmehr drei Wochen Sommerkurs zu geben; die dritte hat erst heute begonnen. In der Woche drauf wird sie dann endlich nach Sylt fahren, um das Lektorat ihres zweiten Erzählzyklus „Der Mond ist ein Licht in der Nacht“ fertigzustellen.
Ich selbst werde mir ab heute wieder die Novelle über die Jenseitsreise des Alwin Fall vornehmen. Das ist überschaubar und macht mir momentan inhaltlich am meisten Spaß. Die zu überarbeitenden Fahnen der beiden Romane „Calvinos Hotel“ und „Nichts weißt du, mein Bruder, von der Nacht“ lassen immer noch auf sich warten und sollen mich nicht weiter von neuer Arbeit ablenken. Wenn beide Bücher noch in diesem Jahr erscheinen, dann wäre es zeitig genug.
Also, es geht weiter, auf dem langen Weg in die Binsen. Mich macht das glücklich, was ich auch von Ihnen erhoffe.
Ihr PHG