Zwischen den Welten – im Loch
Wiesbaden, Samstag 7. April 2018, bei Furtwäglers e-Moll Symphonie, mit den
Berlinern unter ihm selbst, Aufnahme vom Dezember 1951
Rasend schnell dreht sich
die Erde. Vielleicht schleudert es
uns irgendwann hinaus nach
irgendwohin, und wir finden
uns wieder. Zwei fremde Tiere
auf einem ganz anderen Stern.
(Werner Söllner: Wir beide)
Es ist immer ein Fehler, wenn man sich keine Arbeit übrig lässt. Tatsächlich hab ich in den ersten drei Monaten dieses Jahres so viele Texte regelrecht weggearbeitet, inklusive des langen Interviews für die Hochbegabten-Plattform der Frau Gül und der Neufassung meines Romans „Calvinos Hotel“, dessen korrigierte Fahnen hier versandbereit für den Verlag liegen. Heute erst kamen sie dort an, nach einer Woche auf dem Postwege.
Vor allem aber habe ich meine Insel-Novelle „Er kommt erst am Abend zurück oder Das Manuskript es Alwin Fall“ geschrieben, auch das waren am Ende 110 Seiten Manuskript, sodass die Sammlung aus drei Novellen, für die die Fall-Geschichte den Abschluss bilden soll, nun insgesamt eine Länge von 235 Seiten erreicht hat. Eine gute Länge wie ich finde.
Und so bin ich jetzt etwas zwischen den Welten angelangt, nachdem ich im Moment keinen Text mehr zu verfassen oder auch nur zu bearbeiten habe. Über eine Bewerbung für ein Stipendium denke ich noch nach, weiß aber nicht, ob ich das wirklich versuchen will. Der Romanstoff, an den ich dabei denke, ist mir zu wichtig, als dass ich ihn mir von irgendwelchen Juroren beschädigen lassen möchte.
Erste Entwürfe für die Neufassung des Calvino-Romans kamen ebenfalls schon vom Verlag, aber wir wollen lieber noch warten, zumal sich auch alternative Möglichkeiten denken lassen, also solche, die das Venedig-Klischee nicht bemühen. Obwohl Venedig natürlich verführerisch nahe liegt, da ein großer Teil der Handlung des Romans ja in Venedig spielt und das Buch auch dort endet. Außerdem schrieb HS aus Amelie „Aber ich verstehe durchaus die Rolle Venedigs für Dich, man sieht Dich dort oft.„ Und fügt an, es sei halt notwendig „uns unsere Orte zu schaffen.“
Aber vermutlich wird es am Ende ganz etwas Anderes werden. Ich kann mir sehr gut eine Zeichnung oder eine Radierung vorstellen, es muss keine Fotografie sein. Und schon gar keine, die an einen Reiseführer erinnert (obwohl sie von mir ist).
Als zeitliches Limit für die Fertigstellung des Buches habe ich jetzt einmal die Woche nach Pfingsten vorgeschlagen. So könnte es gehen, ohne dass einer der Beteiligten zu arg unter Druck gerät. Letztlich zählt ja nur das Ergebnis, und ich möchte aus dem ‚Calvino‘ diesmal in gewissem Sinne auch ‚ein schönes‘ Buch machen. Das hat es wahrhaftig verdient.
Zum Glück gibt es momentan doch noch eine Ablenkung, die mich vor dem Fall in das große Loch zwischen zwei Büchern rettet. Meine Liebste ist nämlich in der Schlussredaktion ihres zweiten Erzählbandes „Der Mond ist ein Licht in der Nacht“, sodass ich, immer wenn sie wieder die Durchsicht einer Geschichte abgeschlossen hat, gleich anschließend den Lektor spielen darf. So komme ich nicht aus der Übung.
Und das wünsche ich natürlich auch Ihnen
Ihr PHG