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Tage des Glücks

Venedig, Mittwoch, 28. März 2018, bei den Haydn-Symphonien Nr. 82 – 92
(den ganzen Tag schon) aus der großen Haydn-Edition aller 104 Symphonien unter Antal Dorati

Eine Freundin, die uns eine Flasche Wein aus einem kleinen Dorf nahe Avignon schenkte, schrieb dazu, Glück sei, wenn die Katastrophen einmal Pause machen. Das mag stimmen, aber erstens ist es schon Glück, wenn man solche Freunde hat. Danke Andrea! Und zweitens ist für mich das Glück so viel leichter zu haben, denn man muss mich nur in Ruhe arbeiten lassen. So waren auch die ganzen letzten Tage, seit wir wieder in Venedig sind, weil ich mich entschieden habe, die Fahnenkorrekturen für die Neuausgabe des Romans „Calvinos Hotel“ eben hier am Ort der Handlung abzuschließen, Tage des Glücks.


Ich bin inzwischen mit meinen Korrekturen auf der Seite 304 angelangt, und das bedeutet, dass ich höchstwahrscheinlich noch in Venedig fertig werde, bevor wir am Wochenende nach Stuttgart fliegen, um Claus Peymanns „King Lear“ Inszenierung zu sehen, worauf wir uns schon sehr freuen. Den Lear und dann noch etwas in der Stadt bleiben, die ja über viele Jahre der Liebsten und meine Heimat gewesen ist, auch wenn sich so vieles inzwischen geändert hat und vor allem diese fürchterliche Stuttgart 21-Baustelle so vieles zerstört.

Vorhin skypte ich kurz mit Alban Nikolai Herbst in Berlin, der auf seinem Dschungel-Blog eine mir etwas unangenehme Diskussion um meinen Roman „Der Mann, der den Regen fotografierte“ vom Zaun gebrochen hat. Er liest das Buch zur Zeit und wollte, da es ihm gefällt, wohl eine Vorstellung des Buches versuchen, die, da auf seiner BLOG-Seite leider oft viele Vandalen ihren Schmäh absondern, etwas seltsame Ergebnisse zeitigte. Ich fragte ihn deshalb, ob es sinnvoll sei, wenn ich mich einmal persönlich in dieser Debatte zu Wort meldete, was er aber ablehnte. Herbst meinte, und ich kann das auch durchaus nachvollziehen, er fände es unerträglich, dass Argumente in eigener Sache immer weniger zählen. Aber so sei es nun mal. Ich solle es besser lassen, außerdem habe er schon entsprechend gekontert. Ich könne ja später einmal dazukommen, wenn er weiter und ausführlicher über den Roman geschrieben habe.

Momentan sei er im Buch bei der Straßendiebin Estelle angekommen. Er schreibt: S e h r  stark finde ich, wie der Diebstahl des iPhones behandelt wird: nämlich indem die Geschichte der Diebin erzählt wird, und zwar wahnsinnig einfühlend. Das beeindruckt mich, und davon will ich schreiben, vielleicht morgen, vielleicht übermorgen. Hier liegt (bislang und, klar, für mich) die stärkste Poetik Deines Romans.“

Natürlich hat mich das gefreut, zumal Herbst unter den gegenwärtig lebenden Kollegen einer der ganz wenigen ist, denen ich überhaupt ausreichende Kompetenz zubillige. Nun gut, lassen wir das, bleiben wir glücklich. Ich werde jetzt noch etwas die Zattere hinauflaufen. Wir hatten hier einen wunderbaren Sonnentag. Morgen soll es regnen, also nutzen wir das letzte Abendlicht am Wasser.

Ich wünsche Ihnen schöne Ostertage
und dass Sie glücklich bleiben

Ihr PHG

 

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Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker