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Einige Worte am letzten Tag

Sonntag, 31. Dezember 2017, bei der 'Minimal Piano Collection', mit dem
wunderbaren Jeroen van Veen am Piano - gegenwärtig bei Vol. IV von 9
Nichts ist gekommen, wie
wir es wollten. Alles ist anders
gekommen.
Das eigene kleine
Leben wird über Nacht
Geschichte. Eine schöne
oder eine schlimme
Geschichte. Die dauert
ein paar Jahre und geht
dann zu Ende.
Liebste, du gehst
in die Küche? Bring mir doch
bitte ein Glas mit, ein Glas
Wasser. Oder ein Wort, vielleicht
noch ein Wort.
Werner Söllner: Nichts ist gekommen

Ruhiger Tag bisher, des Morgens lange mit der Liebsten beim Frühstück gesessen. Sie küsste mich schon während des Teekochens, da sie plötzlich meinte, ich habe in diesem Jahr zu wenige Küsse bekommen. Das stimmte natürlich gar nicht, aber ich hab sie nicht über den Irrtum aufgeklärt.

Sie ging nach dem Frühstück an ihren Arbeitsplatz, um die Korrektur der Erzählung „Der Generalkonsul verliebt sich in Orenburg“ für das neue Manuskript zu beenden. Ich schrieb ein weiteres, das siebte, Kapitel für meinen neuen Roman, es wurden fünf intensive Seiten, zwar als Kapitel nicht unbedingt in chronologischer Folge, doch wird sich der richtige Platz sicher weisen, wenn es so weit ist. Meine Schreibweise bei diesem Buch ist ganz entschieden ähnlich derjenigen, die ich beim Roman „Der Mann, der den Regen fotografierte“ entwickelt habe. Das ist ja ein äußerst multiperspektivisches Buch, das mich zwang, zwischen einem ganzen Dutzend von Personen hin und her zu wechseln, um ein dichtes erzählerisches Gewebe entstehen zu lassen.

Es gab übrigens in den letzten Tagen auf amazon dazu eine lütte Rezension, die eben diesen Umstand in gewisser Weise hervorhebt, wenn auch aus anderen Gründen. Dort heißt es:

„Brasilien. Ein Filmscout aus Hamburg sucht Top-Location für den bevorstehenden Dreh. Ohne jedes Klischee über das Business erleben wir eine spannungsreiche Sozial“studie“ in einer Millionenstadt.
Es gelingt kaum, das Buch aus der Hand zu legen, denn die Kapitel sind so perfide kurz, daß ich schnell noch das nächste lesen möchte. Krimiartige Verflechtungen mit Erzählclips, die sich zunächst wahllos aneinanderreihen und bald schon eine Szene aufzeigen, wo viele sich gegenseitig kennen – ohne es zu wissen. Der Fremde ist schließlich das verbindende Glied in der Kette. Und natürlich geht es bald um Leben und Tod. Der Protagonist erlebt ohne Selbstmitleid krasse Situationen, die mit meisterhafter Sprachbeherrschung dargestellt sind als wären sie authentisch. Auch wer sich für Brasilien interessiert findet Leben pur. Nicht nur der Ausgang ist filmreif. Ich wünsche viele Leser und freue mich auf Gogolins nächstes Buch.“

Nun sind die Kapitel zwar ganz und gar nicht „wahllos“ aneinandergereiht, aber natürlich erwecken die schnelle Folge und die Wechsel der Perspektive diesen Eindruck, so lange der Leser noch nicht den roten Faden erwischt hat.

Im neuen Roman, dessen Titel ich noch für mich behalten möchte, wird das nicht ganz so sein. Zum einen ist die Anzahl der Personen nicht so hoch wie im Regenroman, es geht in der Hauptsache nur um ein halbes Dutzend. Außerdem kennen sich die meisten davon. Drittens hat das Buch aber drei Erzählstränge, die zwar auch am Ende ihre Verbindungen untereinander offenbaren, aber es bleiben trotzdem doch drei eigenständige Geschichten, die hier erzählt werden.

Ja, das sollen mal so die Jahresabschluss-Überlegungen sein. Gerade kommt vor meinem Arbeitszimmerfenster doch tatsächlich noch die Sonne raus. Wenn das kein schöner Gruß ist? Unsere alte Freundin, die Sonne.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Jahreswechsel und
bleiben Sie auch im Jahr 2018 glücklich, wünscht
Ihr PHG

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Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker