Gar nicht deutsch!
Venedig, Mittwoch, 22. Februar 2017, bei viel Regen, etwas Wind und den 'Klebrigen Fingern' der Rolling Stones - erinnern Sie das Original LP-Cover von Andy Warhol? Das mit dem Reißverschluss am Hosenschlitz? Sicher doch.
Nun egal, meine Finger, Deine Finger, was macht das schon. Heute haben die Liebste und ich nach langen Wochen mal wieder eine Flasche Wein geöffnet, um den Umstand zu feiern, dass ich nun tatsächlich endlich mit allen Arbeiten zum Roman „Der Mann, der den Regen fotografierte“ fertig bin. Für mich bleibt nun nichts mehr zu tun.
Buchpräsentation und Lesungen irgendwann, die stehen noch aus, aber am Buch selbst ist nun nichts mehr zu verändern, zu verbessern; selbst für die Werbung habe ich alles getan, was ich tun konnte. Nachdem wir am Abend gegessen hatten, da wollte die Liebste noch den fertigen Umschlag sehen, dessen Text für die rückseitige Umschlagklappe ich erst heute am frühen Nachmittag endgültig fertig gemacht hatte. Im Verlag wurde zwei Stunden später bereits gesetzt und die neue Fassung zur Kontrolle übersandt. Ja, so ist es richtig. So will ich es haben.
Die Liebste schaute alles an, las und rief dann aus: „Das Buch ist ja gar nicht deutsch!“ Das war natürlich als Lob gemeint, als großes sogar, denn ich weiß, was sie von den deutschen Büchern hält; von den meisten zumindest. Aber mir wurde dann doch etwas mulmig zumute, denn ich dachte, ob das nicht auch von Nachteil für das Buch sein könnte.
Vor einer Reihe von Jahren hat ein Literatur-Redakteur in einem Rundfunk-Interview mal zu mir gesagt, ich sei, so weit er das überblicke, der einzige deutsche Autor, der südamerikanische Geschichten schreiben könne. Das war anlässlich der Aussendung meiner Erzählung „Die zweite Nacht“. Und nun habe ich sogar einen ganzen südamerikanischen Roman geschrieben, vierhundert Seiten lang, mit Schauplatz in Brasilien. Wer wird mir das erlauben?
Na, mal sehen, nun ist es passiert und eh nicht mehr rückgängig zu machen. Ich freue mich darauf und werde nun erst mal die nächsten Wochen nutzen, um einige Geschichten zu schreiben, die schon lange darauf warten. Ich glaube, ich brauche jetzt etwas Lüttes, wie man in Hamburg sagt, wo ich mal zu Hause war.
Bleiben Sie glücklich. Und schauen Sie mal, ob Sie Lust auf einen südamerikanischen Roman haben.
Rät Ihnen Ihr
PHG