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Manchmal unversehens die Quellen

Wiesbaden, Freitag, 04. Januar 2013, bei Puccinis "Suor Angelica" mit der großen Cristina Gallardo-Domâs

Dass ich noch nicht richtig im neuen Jahr angekommen bin, zumindest nicht in der Arbeits- bzw. Schreibbewegung des neuen Jahres, das zeigt u.a. der Umstand, dass ich momentan alte Notizbücher wälze, auf der Suche nach vergessenen Materialien oder wonach auch immer; solche Suchbewegungen sind ja meist recht ungerichtet, sollen auch so sein, damit man auf umso überraschende Ergebnisse stößt. Dabei bin ich unversehens in einem Heft, dass ich eigentlich gar nicht für literarische Notizen benutzt hatte, denn es stehen da ansonsten nur Reihen von abgearbeiteten To-Do Listen drin (Rechnung für Olaf schreiben / Dieters CD beschriften / W. fragen, was das DZ kostet usw.), auf die Ursprungsnotiz zu einem Stoff gestoßen, aus der dann später meine Novelle „Isoldes Liebhaber“ geworden ist, die es bisher nur als Teil eines Hörbuches gibt. Da steht unter einem Datum aus dem Jahre 2005 also das:

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Und darunter folgt dann mein ( erl. ) – mein typisches Erledigt-Zeichen, wenn etwas übernommen oder abgearbeitet worden ist. So nebenbei im Entwurf notiert und gänzlich unromantisch abgearbeitet schaut das aus. Der Autor in seinen Dienststunden. Hat mich selbst etwas überrascht. Die weibliche Hauptfigur, die später dann Isolde heißen sollte, hat hier noch nichtmal einen Namen.

Wie wäre es, wenn wir selbst lediglich solche Figuren wären, die von der ersten Notiz des Entwurfes bis zu unserer fertigen Geschichte, von einem Autor außerhalb des Notizbuches des Lebens geschrieben würden. Wenn wir also gewissermaßen nur Marionetten wären, an deren Fäden jemand zieht, um so seine (unsere?) Geschichte zu erzählen? In welchen alten, vergessen Notizbüchern mögen die ersten Notate zu uns und unserem Leben ruhen? Und was ist mit irgendwelchen Brüdern und Schwestern, deren Entwürfe zwar ebenfalls darin sind, vom Autor aber wieder vergessen und nie weiter ausgeführt wurden?

Nun, ich denke, das ist keine interessante Frage. Ich stelle sie mir nur deshalb, weil ich mich frage, ob es etwas ÄNDERN würde, wenn es so wäre?

 

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Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker