Die körperliche Abneigung gegen die Fahnenkorrektur …
Wiesbaden, Donnerstag, den 09. August 2012, bei Händels "Agrippina"
… war diesmal vollkommen fort. Und deshalb kann ich auch vermelden, dass die Durchsicht der Fahnen des Romans „Das Herz des Hais“ inzwischen fertig ist. Und das, obwohl ich mich gerade nicht wie bei früheren Büchern ganz darauf gestürzt hatte. Ich habe vielmehr mein morgendliches und vormittagliches Schreibpensum für den neuenBrasilien-Roman beibehalten, bin dann nachmittags in die Coachings meiner Autoren gegangen, soweit sie nicht im Urlaub sind, und habe erst jeweils abends mit der Fahnenkorrektur begonnen. Fazit ist, das Buch liest sich für mich in der Tat sehr angenehm, flüssig und vom sprachlichen Stil her enorm geschmeidig. Das macht mich, ich muss es vermutlich gar nicht besonders betonen, sehr zufrieden mit dem neuen Buch.
Dass ich es doch ausdrücklich sage/schreibe, das hat zwei Gründe. Zum einen den Unterschied, der dadurch zu meiner Fahnenkorrektur des Romans „Seelenlähmung“ im vergangenen Frühjahr entstanden ist, denn die hat mir enorm viel Zeit und Kraft gekostet und auch durchaus so etwas wie einen körperlichen Widerstand hervorgerufen. Irgendetwas sträubte sich da, meinen Romanerstling von 1981 in einer neuen, überarbeiteten Fassung nochmals durchzusehen. Und ich habe dem entsprechend auch nicht bloß Tage für die Fahnenkorrektur gebraucht, wie jetzt bei „Das Herz des Hais“, sondern mehr als einen ganzen Monat.
Der zweite Grund für meine in diesem Fall nicht vorhandene körperliche Abwehr hat wohl etwas mit der Sprache des neuen Romans selbst zu tun. Sie ist einfach angenehm geschmeidig, in gewissem Sinne klassisch schön, einfach vom Satzbau, in ruhigen Strukturen sich entwickelnd. Die Verlegerin schrieb „übrigens bist du der beste dialogschreiber, den ich kenne. bei den meisten holpert es da sehr.“ Ich setze dieses Urteil jetzt gar nicht mal hierher, weil es mich naturgemäß gefreut hat, sondern weil es mit meiner eigenen Empfindung dem Text gegenüber übereinstimmt. Und solche Gefühle, man möge es mir bitte glauben, habe ich meinen Texten gegenüber nicht sehr oft. Ich bin eher die Art von Autor, die an den eigenen Texten länger zweifelt, als es mitunter nötig ist.
Gut, morgen gehen die Fahnen also in die Post nach Berlin. Dann steht wieder nur noch der Belém-Roman auf der Tagesordnung. Zu dem ich freilich in den letzten Tagen auch neue Arbeiten entwickelt habe. So muss ich mir nun eine gewisse Übersicht über spezifisch brasilianische Musik verschaffen, da eine meiner Figuren im Roman etwas damit zu tun hat. Wieder also ein Wissensgebiet, das man sich erst erarbeiten muss. Für mich fast die größte Freude des Autorseins.