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Nachträge + Vorschauen, so möglich

05. März 2012 - Wiesbaden - bei Terradellas "Artaserse"

Das Konzept der Zeit ist unpraktisch – sie vergeht zu schnell – und da ich nur höchst ungern jemandem hinterher laufe, so notiere ich hier momentan nur mit Widerwillen, was schon daran zu sehen sein dürfte, dass ich mich seit dem letzten Oktober dagegen gesträubt habe. Aber es lässt sich nicht ändern und führt leider nur dazu, dass man sich den einzelnen Daten nicht mehr richtig zuwenden kann und stattdessen Listen abarbeitet.

Was in der Reihenfolge zuerst aufgelistet gehört, das ist das Hörbuch „Der Schatten Gottes“, das nach ewigen Verzögerungen erst zu Jahresbeginn erschien und damit sämtliche Verkaufsmöglichkeiten so ziemlich verpasst hatte. Will sagen, es erschien nicht zur Herbstmesse in Frankfurt, es erschien auch nicht zum Termin des Vorabdrucks der Titelerzählung in der Zeitschrift eXperimenta, es erschien auch nicht im zeitlichen Umfeld der Radiosendung, die die Sprecherin Bettina Römer und ich für das Buch arrangiert hatten, ja, es verpasste mit dem Erscheinungstermin sogar das Weihnachtsgeschäft und kam erst irgendwann zwischendurch zu Jahresbeginn im Januar auf den Markt. Dazu in völlig dilettantenhafter Weise, denn weder wurde dem Hörbuch eine angemessene inhaltliche Beschreibung beigegeben, noch wurde auch nur die Inhaltsangabe korrekt und vollständig wiedergegeben. Im Download und auf der DVD-Fassung muss das Hörbuch gänzlich ohne Inhaltsangabe auskommen. Lediglich auf der Verlagsseite steht eine Inhaltsangabe, eine unvollständige freilich. Bei insgesamt 12 Erzählungen, die diese Sammlung präsentiert, ist das schon erstaunlich. Nun ist es natürlich nicht so, dass wir das alles nicht zu ändern versucht hätten, aber den nur zu berechtigten kritischen Hinweisen sowohl der Sprecherin als auch des Autors folgten nicht etwa Korrekturen etc. sondern Beschimpfungen von Verlagsseite. Tja, so ist das. Es kotzt mich an, dass man mit solchen Leuten Verträge abgeschlossen hat. Nicht gedacht soll ihrer werden! Hier das Hörbuch zum Download – sichert Euch diese Rarität! Zumindest die Sprecherin hätte es verdient, dass man sich anhört, was sie da von meinen Texten realisiert hat.

Das war also der – nach so vielen unsäglichen Verzögerungen – ungute Beginn des Jahres. Das Werk ist da, doch wird damit jemand glücklich werden? Wohl kaum. Ach ja, und als sei es damit noch nicht genug, hat amazon meiner Erzählsammlung Rezensionen zugeordnet, die allesamt gar nichts mit meinem Hörbuch zu tun haben, sie gehören zu einem FBI-Krimi, der vor einigen Jahren mal unter dem Titel „Der Schatten Gottes“ erschien. Einfach großartig!

Ansonsten haben sich die ersten Wochen des Jahres noch ganz im Zeichen der Schlussredaktion meines Romans „Seelenlähmung“ bewegt, den ich von der Frankfurter Herbstmesse letzten Jahres auf den Termin im gegenwärtigen März in Leipzig verschoben hatte. Ich habe das Buch in der Neuauflage meinem inzwischen verstorbenen Freund Hartmut Nolte gewidmet, denn er war ja in der Tat eines der Vorbilder. Außerdem habe ich lange darüber nachgedacht, dem Buch ein Vorwort oder Nachwort beizugeben. Ich wollte zum einen etwas zu dem Umstand sagen, dass ein Buch, das ursprünglich vor 30 Jahren erschienen war und den Deutschen Herbst mit akzentuiert hatte, nun wieder vorliegt. Also über die politische und historische Dimension des Buches, denn man kann nicht davon ausgehen, dass das so einfach verstanden wird – im Gegenteil. Außerdem schwebte mir vor, etwas über die Komposition dieses Romans zu schreiben. Es ist ja ein Buch, das sehr weitgehend auf ein lineares Erzählen verzichtet und stattdessen einen Teppich aus unterschiedlichen Stimmen vorlegt, Stimmen, die pointillistisch in einer additive Mischung erst die Geschichte ergeben. Als ich das schrieb, da konnte man noch darüber nachdenken, die Romanform selbst zu erweitern. Und das habe ich selbstverständlich damals getan! Heute ist das nicht nur obsolet, man kann auch gar nicht mehr erwarten, dass ein Lesepublikum existiert, dass das versteht bzw. zu verstehen sich bemühen könnte.

Insofern ist das Buch heute weit mehr als beim ersten Erscheinen seiner Zeit voraus. Zu all dem hätte ich gern etwas gesagt/geschrieben. Die Liebste und ich hatten zwischenzeitlich sogar ein Interview vereinbart, in dem ich die Zusammenhänge erläutern sollte. Dazu ist es dann trotz bester Absichten nicht gekommen. Die Zeit vergeht zu schnell. Letztlich haben wir dann dem Buch, als es schon längst in der Schlußredaktion wieder dem Verlag übergeben war und dort für den Druck fertig war, eine Erzählung aus der Feder der Liebsten beigegeben, das „Statt eines Nachwortes“ etwas über die Rückkehr der Hauptfigur Klett erzählt. Sie hatte das geschrieben, kaum dass wir uns begegnet waren und sie die Erstfassung des Romans gelesen hatte. Ihre Erzählung über die Zeit ‚als Klett zurückkehrte‘ schien uns auch heute noch so stimmig, dass wir damit das Buch abschließen wollten. Und dem hat auch der Lektor im Verlag zugestimmt.

Mir gefällt daran besonders der Umstand – ach, was sage ich? Ich habe eine diebische Freude daran! –  dass wir damit gewissermaßen wieder die herkömmliche Romanform aufgebrochen haben. Denn wo hätte man es schon mal gesehen, dass ein Roman beendet/abgeschlossen wird, indem ein anderer Autor am Ende die Erzählung über die Figuren des Romans mit einer eigenen Story abschließt. Aber das hat selbstverständlich seine innere Stimmigkeit.

Das Titelbild des Romans „Seelenlähmung“ –  man müsste ja „das neue Titelbild“ sagen, denn ursprünglich hatte ein René Magritte für die Erstausgabe herhalten müssen – stammt in der gegenwärtigen Fassung von Vladi Krafft und zeigt einen Weg zwischen den Feldern meiner holsteinischen Kindheit. Die Liebste hatte das spontan vorgeschlagen, als uns Verlegerin Simone Barrientos im vergangenen Herbst bei einer Sitzung beim Optiker anrief. Sie hatte sich an meine Beschreibung der Wege durch die Felder erinnert, die ich als Kind durchwandert hatte. Auf unserer Rückkehr aus Schweden hatte ich ihr etwa 1990 davon erzählt. Erstaunlich wie lange etwas braucht, um dann zu einem Bild zu werden. Das entsprechende Gegenbild dazu wird dann das Titelbild sein, dass Krafft für die Neuauflage meines Romans „Kinder der Bosheit“ zeichnen/malen soll. Da schwebt mir eine enorme nächtliche Großstadt aus der Vogelperspektive vor, was vermutlich mit den Nächten zu tun hat, die ich mit einem Kameraden aus der Soldatenzeit fliegend in einer Cessna 172 verbracht habe. In „Calvinos Hotel“ wird davon nebenbei erzählt.

Nachzutragen wären abgesehen von der portugiesischen Übersetzung des Romans „Calvinos Hotel“, die mir am Wochenende der Übersetzer des Romans aus Brasilien mitteilte, noch die anstehenden Lesungen in diesem Monat:

Beginnen wird es  mit dem Literaturfest in Minden, das ich am kommenden Wochenende besuchen werde, um dort am Samstag, dem 10.03.12, von 19 bis 20 Uhr, aus meinem Roman „Calvinos Hotel“  im ‚Victoria Hotel‘ zu lesen.

Am 15.03.12, ab 19:00 lädt dann der Kulturmaschinen Verlag ein. Unter dem traditionellen Motto ’Bücher und Eierlikör’ lesen die Autoren und Autorinnen des Verlages: Leander Sukov, Phyllis Kiehl, Peter H. Gogolin, Stefan Sprang, Leonhard F. Seidl, Alban Nikolai Herbst, Carla Berling, Guido Rohm u. Simone Barrientos im Café Anton Hannes, Beethovenstraße 17, 04107 Leipzig

Auf der Buchmesse lese ich dann am 17.03.12, von 17:30-18:00 aus  meinem Roman ‚Seelenlähmung‘ auf dem Messegelände, Forum Hörbuch+Literatur, Halle 3, Stand B500

Und nach meiner Rückkehr aus Leipzig lese ich dann am 21.03.12, ab 20:00 Uhr im Frankfurter Club Jerome. Die Lesung sthet unter dem Titel: ‚Auf der Suche nach dem Ponyclub‚, Peter H. Gogolin liest neue Texte von imaginären Orten und Wesen. Club Jerome, Schützenstraße 10, 60311 Frankfurt, www.jerome-ffm.de, Vorbestellung erbeten: 069-207 384 59

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Peter H. E. Gogolin: Erzähler, Roman-Autor, Stücke- und Drehbuchschreiber, Lyriker