Geschenke, 57th Street Station und die Fahnenkorrektur
Donnerstag, 22. September 2011 - Wiesbaden: bei Galuppi "La Diavolessa"
Bei schönem Frühherbstwetter heute am Nachmittag in der Stadt, da ich noch zwei vorbestellte Geschenke abzuholen hatte, die für den Geburtstag der Liebsten im kommenden Monat eingeplant sind. Mit den Geschenken ist es bei mir immer so, dass es zwei, drei Monate vor dem Termin zu sprudeln beginnt. Mir fällt dieses ein, mir fällt jenes ein, und wenn sich dann der Tag der Geschenkübergabe zu nahen beginnt, dann haben sich da fünf oder sieben oder zwölf Geschenke angesammelt, sodass ich machmal schon selbst zu überlegen beginne, ob das nicht zu viel wird und das eine oder andere nicht für eine spätere Gelegenheit aufbewahrt werden sollte. Aber am Ende kann ich gar nicht anders, als mit allem, was ich da gefunden und mir ausgedacht habe, direkt vorzupreschen. Ich finde das Schenken einfach zu schön. Was übrigens auch erklärt, warum mir meine übersättigten Kinder immer so auf den Geist gingen, die auf meine über Jahre wiederkehrende Fragen, was sie sich denn wünschten, in der Regel nur mit einem „weiß nicht, wir haben schon alles“ zu antworten wussten.
Nun egal, der Liebsten schenke ich mittlerweile seit 21 Jahren mit Begeisterung. Ich habe das mal in dem Gedicht „Wofür ich meine acht Leben brauche“ zusammengefasst.
Wofür ich meine acht Leben brauche
Nummer Eins – zum Schreiben
das ist klar.
Zwei – zum Lesen
Jahr um Jahr.
Drei – verbringe ich
auf Reisen.
Vier – beim Trinken
und beim Speisen.
Fünf – mit meiner Lieb allein
die ist manchmal nicht daheim.
Sechs – verrate ich Euch nicht
das ist ganz allein für mich.
Das siebte endlich dann
zum Denken.
Und das achte? Wer wirds raten?
Das ist einfach zum Verschenken!
Weil das Schenken schöner ist
als ein fetter Gänsebraten.
Kurz, ich freue mich bereits sehr auf die Rückkehr der Liebsten nach ihrer Premiere am 30. 09. in Stuttgart und dann auf den Geburstag am 09. Oktober. Bisher sind fünf Geschenke beisammen. Ein weiteres wartet noch in Regensburg. Außerdem werde ich natürlich für uns kochen. Fragen, wen sie einladen möchte, muss ich sie auch noch.
Bin inzwischen mit der Fahnenkorrektur der „Seelenlähmung“ gut vorwärts gekommen und kann davon ausgehen, dass ich bis zum Wochenende spätestens mit allem durch sein werde, sodass Leander das Buch druckfertig machen kann. Ja, ich habe es sogar geschafft, zwischendurch einen schönen Anfang meiner ersten Story für den Erzählband „57th Street Station“ zu schreiben,
für den die Liebste und ich im August in Manhatten die Idee hatten. Wir werden einen Band mit Stories machen, der je zur Hälfte von ihr und mir bestritten werden wird. Die genaue Anzahl der Texte haben wir noch nicht festgelegt, aber unter einem Dutzend, also 6 von ihr und 6 von mir, sollte es nicht sein. Der Text, den ich jetzt begonnen habe, heißt „A soup of tomatoes“ und geht auf eine Situation zurück, die wir tief in der Nacht auf der 6th Avenue erlebt haben.
Ach ja, Galuppis Oper, die ich nach wie vor höre, während ich dies schreibe, lohnt sich wirklich sehr. Sie hat 1755 in Venedig ihre Uraufführung erlebte. Galuppi (1706 – 1785) war zeitweilig der bekannteste Opern-Komponist seiner Zeit und hat über 100 Opern komponiert. Er ist ein wichtiger Komponist am Übergang von der Opera seria zur Opera buffa, von der venezianischen zur neapolitanischen Tradition. Aber man würde sich irren, wenn man ihn nur aus musikhistorischer Sicht wichtig findet, da sein Einfluss auf die Opera buffa unzweifelhaft bis Mozart und Rossini reicht. Die wenigen Einspielungen seiner Opern, die man heute noch findet, zeigen wie in der „Diavolessa“ einen enorm großen melodischen Reichtum und eine dramatische Stimmführung, die fast schon die Wiener Klassik vorweg nimmt. Wollte man eine Entwicklungslinie von Monteverdi zu Mozart ziehen und darauf die Komponisten der Zeit nach der Maßgabe ihrer Formensprache eintragen, so befände sich Galuppi sicher ganz rechts im letzten Drittel, nicht weit von Mozart entfernt.