Mit der Liebsten in die Kirschen
Ab dem Vormittag schrieb ich unter Begleitung von >>>> Red Garland’s Piano und Coleman Hawkins Tenorsaxophon auf >>>> The Bean an meiner Besprechung von Klaus Modicks neuem Roman „Sunset“ für Glanz&Elend. Der Text machte mir Spaß, und ich sandte ihn auch gleich nach Abschluss ein, ohne die Liebste ihn nochmals lesen zu lassen. Sie hatte seit dem Morgen um 10 sowieso in Mainz ihren vierten Kurstag zu halten, sodass ich mit ihr, als sie gegen 17:30 Uhr zurückkam, lieber sofort raus nach Frauenstein fuhr, um die Kirschblüte anzuschauen.
Wir trafen zwar unterhalb des Nürnberger Hofes viele Besucher, doch waren wir dann, als wir durch die Felder gingen, weitgehend allein, sodass wir den überwältigenden Anblick der Kirschblüten, die mit ihrer weißen Pracht den Himmel zuzudecken scheinen, lange auf uns wirken lassen konnten. Im Jahr zuvor hatte ich ihr nach unserem Besuch in Frauenstein ein kleines Gedicht geschrieben:
Kirschblüte
Im neunten Jahr unserer Hochzeit
fuhren wir hinaus nach Frauenstein
und gingen in die Kirschen.
Überladen mit den Schneebällen
der Blüten, probten die Bäume
den Auftritt für einen Garten im Winter.
Auf dem Rückweg kehrten wir ein, um etwas zu essen, fanden einen schönen Platz im Freien, der den Blick auf das Rheintal freigab und tranken dazu einen wunderbar fruchbetonten trockenen Riesling Kabinett, Dotzheimer Judenkirsch des Jahrgangs 2010.
Bei unserer Rückkehr hatte HD meine Besprechung >>>> Synkopierter Trauermarsch für Brecht auf der Glanz & Elend Seite bereits eingestellt und gemailt „Sie haben Recht, der große Exil-Roman ist noch zu schreiben. Ich weiß auch wo: Frankreich, Portugal oder Spanien, ein Haus mit Meerblick. Jedenfalls kann er nur an der Peripherie geschrieben werden, nicht im Zentrum der Gegenwart.“ Da hat nun wieder er naturgemäß völlig Recht, denn das Exil ist ja selbst Peripherie, und ein Blick vom Zentrum auf die Peripherie wäre unangemessen.