In allem steckt die Zeit II
Schrieb nach der kurzen Visite zu H.s 78. Geburtstag am Nachmittag noch den Schluss der Besprechung zu Einar Schleefs Foto- und Erzählband >>>> „Ich habe kein Deutschland gefunden“ und sandte den Text eben an die Redaktion. Dabei ungewollt wieder entdeckt, wie sehr alles vom Vergehen der Zeit belastet ist, wie ich gestern schrieb. Ich fand nämlich einen Artikel, den ich im vergangenen Frühsommer noch geschrieben, dann aber niemals abgeschickt hatte. Es war einer von mehreren Aufträgen von HD für Glanz&Elend gewesen. Ich hatte, bevor wir für eine Woche nach Prerow in Urlaub fuhren, noch die Besprechung des neuen Romans von John Irving >>>> „Letzte Nacht in Twisted River“ abgeliefert und dann Denis Johnsons Roman >>>> „Keine Bewegung“ besprochen, den ich aber liegenließ, da ich nach der Urlaubswoche nochmal drübergehen wollte. Dann kam nach zwei Tagen Urlaub M.s Herzinfarkt, der alles auf den Kopf stellte und mich für Monate von sehr vielem abhielt, vor allem, weil sich daraus auch die widerwärtigen Anfeindungen von D. ergaben. Gebracht hat das für mich nur eine abgrundtiefe Enttäuschung und die Erkenntnis, dass Familien aus Lügen gemacht sind, wie ein Tisch aus Holz. Zum Herbst dann begannen die Arbeiten für die Publikation von >>>> „Calvinos Hotel“ und erst jetzt im März, da ich auf der Messe den Roman vorgestellt habe und meine Besprechungsarbeit wieder aufnehme, fand ich auch meinen Text zu Denis Johnson wieder; fast ein Jahr ist vergangen. Es ist erschreckend.