Thomas Bernhard-Tag
Am Morgen erblickte ich nach dem Öffnen der Jalousien in der unteren Bibliothek auf dem Lesetisch den Prospekt des Suhrkamp Verlages zum Gesamtwerk Thomas Bernhards. Die Liebste musste ihn vor ihrer Abreise dorthin gelegt haben.
Ich blätterte darin und konnte mich nicht dagegen wehren, dass aus dem Tag prompt ein Thomas Bernhard-Tag wurde.
Recht eigentlich hat Bernhard ja die Verbindung zwischen mir und der Liebsten gestiftet, denn sie war etwa vier Jahre lang die Assistentin von Claus Peymann, hatte Bernhard in Salzburg getroffen, ihre Examensarbeit über den „Theatermacher“ verfasst und außerdem eine schöne Erzählung über ihn geschrieben. Eben diese Erzählung hatte ich, wenige Tage bevor wir uns erstmals begegneten, in einer Literaturzeitschrift gelesen. So ist unsere Verbindung also eine von der Literatur gestiftete Verbindung. Und dass es diese Literaturzeitschrift schon längst nicht mehr gibt, während wir beide immer noch gemeinsam existieren, das scheint mir dafür zu sprechen, dass die Verbindung haltbar ist.
Das Motto, das ich über mein Schreiben setzen könnte, das fand ich beim Blättern im Prospekt ebenfalls. Es sind Bernhards Sätze „So grauslig das Beschriebene is‘, so ist’s ein Genuß, das zu schreiben. Wenn’s einem gelingt.“ Nun, dafür, dass es gelingt, braucht es eben eine Menge Arbeit. Arbeit und Genuss also, das sollen die Pole sein, zwischen denen auch der heutige Schreibtag ausgespannt ist.